Heute erzählen uns Kathi und Daniel aus der Product & Design Abteilung, was Design bedeutet. Wir philosophieren über bekannte Design-Projekte, sprechen darüber, was hübsch eigentlich bedeutet und räumen mit gängigen Klischees auf.
Was ist Design im Unternehmenskontext?
Design ist, wie viele berufliche Richtungen, ein sehr breites Feld mit vielen Unterkategorien. So gibt es z.B. die visuelle Kommunikation oder das Produktdesign. Daniel verschafft uns einen ersten Überblick:
D: Etwas allgemeiner gesprochen ist Design immer ein Produkt, das dem Nutzer dienlich ist. In unserem Fall geht es besonders um die Interaktion mit einer Maschine. Wir gestalten sozusagen die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine und machen diese nutzerfreundlich und das über alle Bereiche hinweg. Angefangen bei der Verpackung, über die Betriebsanleitung (das fällt unter visuelle Kommunikation), den Quick Start Guide, die Software und natürlich auch das Produkt selbst, das ansprechend und leicht verständlich gestaltet sein sollte.
Warum ist Design für ein Produkt so wichtig?
Die beiden erzählen mir, dass es zum einen um die Ästhetik eines Produktes geht, „jeder stellt sich lieber ein ästhetisch wertvolles Produkt auf den Schreibtisch”, zum anderen aber auch um die Interaktion mit dem Produkt:
D: Bei Mr Beam haben wir z.B. bewusst darauf verzichtet ein Display anzubringen, weil viele damit nicht direkt zurechtkommen. Deshalb ist mit einem Knopf die Bedienung am Gerät aufs Wesentliche reduziert und sehr simpel gestaltet. Alles andere findet über die Software am PC statt. Da hat man natürlich nochmal ganz andere Möglichkeiten. Du hast viel mehr Screenfläche, kannst anders interagieren, als an einem kleinen, unübersichtlichen Display. Das ist z.B. bei vielen 3D-Druckern der Fall, wo man von seinem PC erstmal eine Datei auf seinen USB-Stick ziehen muss. Der PC hat dann wahrscheinlich eine USBC-Schnittstelle und der Drucker nicht, was dann schon die erste Hürde ist. Dann muss man auf dem Display mit kleiner Schaltfläche ins Menü usw. Das ist ein Negativbeispiel für gute Usability.
Design nutzt also auch psychologische Aspekte, da man sich immer wieder in die Kund*innen, ihre Denkweisen und Bedürfnisse hineinversetzen muss.
Jetzt, da wir wissen, was unter den Bereich Design fällt, prüfen wir mal die Daseinsberechtigung der gängigsten Klischees.
Klischees
Wie in jeder Branche kommt auch das Product & Design Department nicht um Vorurteile und Klischees herum. Ich habe einmal die bekanntesten Klischees recherchiert und mich von Daniel und Kathi aufklären lassen, was es damit wirklich auf sich hat:
Das Genie beherrscht das Chaos - Kreative Köpfe haben oft chaotische Arbeitsplätze?
K: Da mag ich das Zitat von Albert Einstein:
„Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was sagt dann ein leerer Schreibtisch über den Menschen aus, der ihn benutzt?”
Es gibt eben verschiedene Systeme der Ordnung.
D: Zudem kommt eben auch hinzu, dass wir mit Hardware arbeiten, z.B. mit Flyern, Laserbeispielen, Filtertest etc. Deswegen funktioniert für uns das Prinzip clean desk nicht, da wir einfach Materialien haben, für die wir Platz brauchen und das liegt dann schon auch mal chaotisch herum.
Ergänzt Daniel mit einem Schmunzeln.
Muss man Design studiert haben, um in der Richtung zu arbeiten? Oder ist Kreativität eine Gabe?
Diese Frage lässt sich gar nicht so einfach mit Ja oder Nein beantworten. Unsere beiden Design-Expert*innen sind sich hier nicht ganz einig:
D: Also ich finde nicht, dass man es studiert haben muss, aber man muss es gelernt haben. Design ist keine Gabe.
Auch Kathi ergänzt auf meine verzweifelte Kindheitserinnerung ein schönes Bild zu malen, was einfach nicht klappen wollte:
K: Niemand kann es einfach. Diese Gabe oder das Talent sind einfach nur ein Kickstart, eine Grundbegeisterung, durch die man dann eher bereit ist, die notwendige Arbeit hineinzustecken, um es zu können. Alles lässt sich erlernen, auch ohne Talent.
D: Wobei ich doch schon glaube, dass es ein Talent gibt, das als Designer förderlich ist. Es gibt einfach Menschen, z.B. manche Wissenschaftler oder Chemiker, die diesen Zugang zum Design vielleicht nicht so haben. Solche Leute haben ganz anders gelernt zu denken.
Vielleicht bringt ja die folgende Unterscheidung mehr Klarheit in diese Diskussion:
Gibt es einen Unterschied zwischen Kunst und kreativer Arbeit?
Ist also vielleicht kreative Arbeit und Design eher erlernbar, wohingegen Kunst durch ein gewisses Talent gefördert wird?
D: Genau, als Designer sind wir ja weit entfernt von Kunst.
K: Kunst hat in den meisten Fällen nicht die Begrenzung eines Nutzens. Design hat einen strikten und zielgerichteten Nutzen. Es hat einen Grund, warum es existiert, ein Problem, das es lösen soll. Kunst ist ein Ausdruck.
D: Da gibt es eine schöne Anekdote, die in vielen Bereichen passt: Kunst stellt eher Fragen, Design beantwortet Fragen.
Designs sind nur hübsch und haben keine Bedeutung?
Dem stimmen beide nicht zu. Ein gutes Beispiel, was hinter einem Design steckt, liefert der Mr Beam Schriftzug. Es gibt nämlich seine Gründe, wieso er so aussieht. Die verschnörkelte Schriftart wurde zusammenhängend konzipiert, damit beim Lasern des Schriftzuges keine Buchstaben herausfallen. Er sollte insgesamt aussehen wie eine Unterschrift, und zwar die des Herrn/ Mr Beams, der durch die Schutzbrille und den Schnurrbart links daneben repräsentiert ist, ein verrückter Laborant bzw. Wissenschaftler. Am Ende des Schriftzuges sieht man das Symbol eines Laserstrahles, Mr Beam könnte also mit Hilfe eines Lasers unterschrieben haben. Die Neigung nach rechts symbolisiert Progressivität, man geht vorwärts, ist neugierig und entwickelt sich stets weiter.
Ein Design muss also nicht nur hübsch aussehen, sondern hat auch eine Botschaft.
D: Vor allem hübsch ist im Design schon das ganz falsche Wort.
K: Es gibt keine Grunddefinition von hübsch. Es gibt keine Norm, die sagt, das ist hübsch und das nicht. Es hat einen sehr subjektiven Part. Im Design hingegen gibt es ein paar Grundregeln, die einfach da sein müssen, ein Hygieneprinzip. Zum Beispiel fällt es nicht wirklich auf, wenn es da ist, es fällt jedoch auf, wenn es nicht da ist.
D: Hübsch ist auch eher ein Begriff aus dem Privaten. Man kann irgendwelche Gegenstände oder Menschen hübsch finden, aber das ist eben streitbar. Im Design sprechen wir von Ästhetik und da gibt es Grundlagen, die etwas ästhetischer erscheinen lassen.
Design ist also im Vergleich zu Kunst eher weniger Geschmacksache.
K: Das schönste Design ist nutzlos, wenn es keine Funktion unterstützt, wenn es der Nutzer nicht bedienen kann, es zu nichts führt.
Daran schließt sich unser nächstes Klischee gut an:
Ein Produkt muss nur funktionieren und nicht gut aussehen?
Oder wie wir uns beim folgenden Produkt auch fragen könnten: Manche Produkte sehen doch nur gut aus, haben aber die Grundfunktion des Produktes völlig aus den Augen verloren, oder?
D: Eines der Produkte, an dem diese Frage am häufigsten diskutiert wird, ist die Zitronenpresse „Juicy Salif“ von Philippe Starck. Sie mag zwar ästhetisch sehr ansprechend und schön sein, es fehlen aber wichtige, grundlegende Elemente wie ein Griff und die Möglichkeit, Kerne aufzufangen.
K: Ein weiteres prominentes Beispiel ist Apple, die sich an Sullivan’s Prinzip “form follows function” orientieren, daran jedoch selbst stecken geblieben sind. Sie haben eine magic mouse designt, bei der man das Ladekabel auf der Unterseite anstecken muss, damit das runde Design nicht gestört wird. Jetzt kann man aber eben diese Maus nicht benutzen, während sie lädt. Das ist ein wunderschönes Beispiel, wie man über seine eigenen Designprinzipien stolpern kann.
Auf meine Frage, ob sie dem Thema noch etwas hinzufügen möchten, entgegen beide lächelnd:
„Apple ist auch nicht perfekt.”
Product & Design Arbeit bei Mr Beam
Was sind eure Aufgaben bei Mr Beam?
D: Wir machen im Prinzip alles, mit dem der Nutzer irgendwie interagiert. Das schließt das Design von der Verpackung, über die Betriebsanleitung, Quick Start Guide, den Mr Beam selbst, aber auch die Software und Benutzeroberfläche ein.
Ein weiteres Produkt, für das unser Kollege Daniel zuständig ist, ist die Customer Education. Dies erfolgt zum einen über die Knowledge Base, in der unsere Kunden mit Texten und Bildern alles in Ruhe nachlesen können. Zum anderen über unseren YouTube Kanal, in dem es neben Anleitungen zum Lasern und zur Wartung auch viele Ideen zu kreativen Laserprojekten gibt.
Darüber hinaus arbeiten wir auch mit dem Sales & Marketing Team zusammen, um die Produktwelt um den Mr Beam zu vervollständigen. Dabei entstehen Sachen wie z.B. das Cleaning Kit und die Schneidematte. So können wir unseren Nutzern alles anbieten, was sie für die Arbeit mit dem Mr Beam benötigen oder die Arbeit erleichtert.
Vielen Dank Kathi und Daniel für diese interessanten Einblicke ins Product & Design-Team bei Mr Beam!