Julia stellt sich vor
Erzähl uns erstmal etwas von dir. Wie bist du zum Schreinern gekommen und wie kam die Idee zustande, das Ganze auf Instagram zu teilen?
Ich hab nicht wirklich "den" klassischen Werdegang zur Ausbildung hinter mir, sondern quasi andersrum den Weg zur Ausbildung gefunden. Nach dem Abi gings nämlich erst einmal 6 Jahre zum Studieren, wo ich den Bachelor in Kunstgeschichte und den Bachelor in Kunstpädagogik abgeschlossen habe. Während meinem Studium zur Kunstpädagogin durfte ich zwei Kurse belegen, in denen es um die Holzverarbeitung ging. Während diesen beiden Kursen ist mir relativ schlecht schnell klar geworden, dass mir handwerkliche Tätigkeiten sehr viel Spaß machen.
In den Semesterferien habe ich dann die Zeit genutzt, um ein Praktikum in einer Schreinerei im Süden von München (Alv Kintscher) zu machen und mich dann auch sehr schnell dafür entschieden, ohne BGJ direkt ins zweite Berufsschuljahr einzusteigen. Mein Studium habe ich während der Ausbildung noch fertig abgeschlossen, weshalb ich nun quasi Kunstpädagogin und Schreinergesellin bin.
Der Grund, warum ich meinen Bau des Gesellenstücks auf Instagram zeigen wollte, ist, dass ich schon während dem Studium das Filmen für mich entdeckt hatte und eine Kombination aus beidem, sehr spannend fand. Über einen Zufall bin ich dann zu Shapertools gekommen, die mir quasi mein Gesellenstück gesponsert haben und ich bei Ihnen in der Werkstatt in Stuttgart bauen durfte, was mir natürlich noch mehr den Anlass dazu gegeben hat, das Ganze auch auf Social Media zu dokumentieren.
Erfolgreiches Gesellenstück
Wie kam das fertige Gesellenstück dann an?
Das fertige Gesellenstück kam, würde ich sagen, insgesamt gut an, vor allem auf Instagram habe ich sehr viele positive Rückmeldungen dazu bekommen. Meine persönliche Meinung dazu: mit dem dazu gelernten Wissen würde ich mein Gesellenstück gerne noch einmal bauen, sollte ich dazu noch einmal die Zeit und die Räumlichkeiten haben. Dann würde ich aber einiges anders machen, denn gerade dem Erbauer selbst fallen die meisten kleinen Fehler auf. Auch vom Umfang her würde ich einige Abstriche machen. Da ich doch sehr viele Details hatte, die sich als besonders aufwändig dargestellt haben und den zeitlichen Rahmen etwas gesprengt hatten.
on tour. fürs handwerk.
Jetzt steht ja die nächste Aktion an. Warum startest du mit “on tour. fürs handwerk.” und wie bist du auf die Idee gekommen? Was ist das Ziel der Aktion?
Warum ich mit der Werbekampagne „on tour. fürs handwerk.“ starte, liegt vor allem daran, dass ich meine Begeisterung für das Arbeiten mit den eigenen Händen gerne an viele junge Menschen weitergeben möchte. Auf die Idee bin ich gekommen noch während dem Bau des Schreinergesellenstücks in Stuttgart, wo ich Flo von Shapertools erzählt hatte, dass ich gerne eine Art Walz machen wollen würde, aber nicht im klassischen /für mich persönlich nicht mehr zeitgemäßem Sinne, sondern etwas moderner und digitaler und einfach anders. So ist der Gedanke zur Werbekampagne entstanden, die man im Grunde genommen auch als eine Art digitale Walz bezeichnen kann.
Ziel der Aktion ist es also, möglichst viele jungen Menschen zu ermutigen, ein Praktikum in einem handwerklichen Betrieb zu machen und bestenfalls sich auch für eine Ausbildung zu entscheiden. Da ich alleine unterwegs bin, werde ich es schaffen circa 52 bis maximal 104 allgemeinbildende Schulen zu besuchen und davon je eine Klasse zu betreuen und mit ihnen Bienenhotels bauen. Das wären dann hochgerechnet bei einer Klassenstärke von 30 SchülerInnen, bei zwei Klassen pro Woche, über einen Zeitraum von 52 Wochen circa 3100 Bienenhotels. Die SchülerInnen werden einerseits das Arbeiten mit den Händen und Holz kennenlernen, aber auch einen tollen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt der Wildbienen beitragen. Neben den allgemeinbildenden Schulen werde ich auch Berufsschulen und Meisterschulen besuchen, um diese auf Instagram vorzustellen.
Mr Beam geht mit “on tour. fürs handwerk.”
Wie bist du auf den Mr Beam aufmerksam geworden und wieso ist er eine optimale Begleitung für die Aktion?
Auf Mr Beam bin ich das erste Mal gestoßen, zum selben Zeitpunkt, wie ich Shapertools kennengelernt hatte, und zwar auf dem Barcamp in München und verfolge auch seit dem Zeitpunkt den Instagram-Kanal, da mir als Kunstpädagogin natürlich die gestalterischen Möglichkeiten sehr gut gefallen. Als optimale Begleitung würde ich ihn bezeichnen, da ich auf der Tour handwerkliche, sowie digitale Techniken zeigen möchte und durch Mr Beam sogar beides kombinieren kann. Genauer: die Kinder sollen die Seiten ihres Bienenhotels gestalten und dies erst klassisch mit einem Bleistift tun. Im Anschluss werden dann die Designs eingescannt und mit dem Mr Beam auf die Werkstücke gelasert.
Bearbeitest du auch andere Materialien außer Holz mit unserem Lasercutter?
Auf der Tour werde ich natürlich aus dem Grund, dass ich für das Schreiner-Handwerk Werbung machen möchte, vorwiegend mit Holz arbeiten, aber vielleicht bietet sich auch die ein oder andere Möglichkeit, mit anderen Materialien zu arbeiten.
Jetzt mal allgemein auf das Schreinern bezogen. Wieso ist der Mr Beam für das Handwerk ein gutes Hilfsmittel?
Dazu muss ich sagen, dass ich bisher in Schreinerbetrieben so noch keinen Laser kennengelernt habe. Ich weiß durch die Zusammenarbeit mit Shapertools und Fundermax, dass einige Bestandteile des Messestands auf der BAU und auf der LIGNA mittels Lasercutting entstanden sind und sehe sehr viele Vorteile durch die schnelle und präzise Möglichkeit Werkstücke individuell zu veredeln und zu personalisieren.
Zum Schluss noch drei “entweder-oder-Fragen”
Lieber in der Werkstatt oder “on tour. fürs handwerk.”?
Die Frage würde ich aktuell so beantworten: Auf jeden Fall klar: "on tour. fürs handwerk.", aber ich weiß, dass das auch kein Zustand für die Dauer ist. Ich werde auf jeden Fall danach wieder in einer Werkstatt arbeiten wollen. Aber grundsätzlich finde ich die Mischung sehr gut, die sich jetzt auch momentan durch meine Arbeit als Videografin und dem Auftritt/ Arbeiten auf Messen sehr gut mit dem handwerklichen Arbeiten verbinden lässt. Generell bin ich ein sehr vielseitig interessierter Mensch und möchte möglichst viel kennenlernen oder mich weiterbilden, weshalb ich das für mich persönlich wahrscheinlich immer so gemischt halten werde.
Lieber Materialien schneiden oder gravieren?
Kann ich nicht klar beantworten, würde sagen hängt davon ab, was man bauen möchte und welche Materialien man vor sich liegen hat. Je nach Material würde ich sagen, kommt gravieren oder schneiden eben besser.
Lieber Schreinerin oder Content Creator?
Ganz klar: beides! Da mir beides sehr viel Spaß macht, das Arbeiten und aber auch das Filmen und vor der Kamera stehen, würde ich weder das eine noch das andere in meinem beruflichen Alltag missen wollen. Außerdem finde ich es wichtig, anderen Menschen zu zeigen, was man macht, wie man arbeitet oder wie das Handwerk aussehen kann, wie vielseitig es ist, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und einfach, weil es mir Spaß macht. Ich denke, das kommt dadurch, dass ich gerne interessierten Menschen das Wissen weitergebe und gerne mit interessierten Menschen zusammenarbeite.
Zum Schluss möchten wir uns ganz herzlich für deine ausführlichen Antworten zu unseren Fragen bedanken. Du hast uns einen super Einblick in deine Arbeit gegeben und wir sind schon ganz entspannt auf die ersten Eindrücke von "on tour. fürs handwerk." Du musst uns unbedingt dann nochmal ein Update zu der ganzen Aktion geben.
In der Zwischenzeit solltet ihr alle Julia und ihrem Account “schreinern_auf_bayerisch” auf Instagram folgen, um keine Neuigkeiten zu der Aktion zu verpassen!